Landkreis Erding verschärft Jagd auf Müllsünder

Höhere Strafen und mehr Überwachung der Recycling-Inseln: Der Landkreis Erding verschärft die Jagd auf Müllsünder. Die haben zuletzt 77 Tonnen illegal entsorgt.

Erding – Die Bilder kennt jeder: Recycling-Inseln mit überquellenden Containern, eingebettet in illegal abgelagertem Müll – von der zerschlissenen Couch bis zu asbesthaltigen Kacheln oder Farbeimern. Oder rücksichtslose Zeitgenossen entsorgen nachts beziehungsweise an Feiertagen ihr Altglas und machen dabei jede Menge Lärm. Bei der Abfallwirtschaft im Landratsamt Erding wird man den Eindruck nicht los: Es wird immer schlimmer.

Jetzt schlägt die Behörde zurück. Andreas Neumaier, Leiter der Abfallwirtschaft, holte sich vom Umweltausschuss des Kreistags grünes Licht, die Strafen zu erhöhen und die Kontrollen zu verschärfen. Was viele Müllsünder nicht wissen: Hinter dem nächsten Busch könnte ein Detektiv lauern. Und der war 2023 wieder einmal sein Geld wert, wie die arg ernüchternde Müllsünderstatistik beweist.

408 Vergehen registrierte die Abfallwirtschaft, 307 davon lieferte die vom Landkreis beauftragte Detektei Walter Fortmühler. „In 298 Fällen haben wir nur Verwarnungen ausgesprochen“, bilanzierte Neumaier. 47 Mal habe man Verwarngelder bis zu 55 Euro erhoben. Hinzu kamen 21 Bußgeldsachen. „Und 42 Fälle haben wir eingestellt“, so Neumaier. Insgesamt habe man 1100 Euro an Verwarn- und 2700 Euro an Bußgeldern eingenommen. Er rechnet mit Gesamteinnahmen von 5000 Euro, wenn die neuen Strafmaße gelten.

Und wie setzt sich diese Summe zusammen? Wer Kartons einfach neben den Container stellt, kann mit 25 Euro belangt werden, künftig werden es 30 Euro sein. Wer Sperrmüll illegal ablagert, zahlt bislang 80 Euro, danach mindestens 250 Euro. Und wer Elektrogeräte wild entsorgt, muss statt heute 35 dann 80 Euro zahlen.

Nachlässigkeit und Rücksichtslosigkeit der Bürger scheinen zuzunehmen. Laut Neumaier kam 2023 ein Müllberg von 77 Tonnen zustande, in den Jahren davor waren es 67 beziehungsweise 69 Tonnen. „Was wir einnehmen, deckt bei weitem nicht die Kosten“, betonte der Chef der Abfallwirtschaft. Denn den 4000 Euro Einnahmen standen allein vergangenes Jahr Entsorgungs- und Reinigungskosten von 128 000 Euro gegenüber, 2021 waren es 93 000, im Jahr darauf 122 000 Euro.

Neumaier berichtete, dass es Container-Standorte gebe, die mehrmals pro Woche gereinigt werden müssten. „Das sind unsere Hotspots, an denen der Detektiv verstärkt tätig wird.“ Aktuell hat der ein jährliches Kontingent von 300 Stunden, was sechs Stunden pro Woche entspricht. Kontrolliert wird vor allem in den Abendstunden, an Wochenenden und Feiertagen. Der Umweltausschuss beschloss, den Detektiv künftig zehn Stunden pro Woche einzusetzen, was nur Peter Attenhauser (AfD) unverhältnismäßig erschien. Das ist dem Landkreis auf drei Jahre gerechnet 150 000 Euro wert.

Neumaier betonte: „Uns wäre es lieber, die Kontrollen bräuchte es gar nicht.“ Aber man wolle „Täter abschrecken, illegale Ablagerungen möglichst verhindern und ein sauberes Erscheinungsbild der Containerplätze gewährleisten“. Das habe man zum Teil erreicht, seit die Dosen seit Jahresbeginn über den Gelben Sack entsorgt werden und nicht mehr in Containern.

Nicht zuletzt dienten die Kontrollen dazu, Bürger für regelkonforme Entsorgung zu sensibilisieren. „Und wir wollen mit den Strafen mehr Gerechtigkeit gegenüber der Allgemeinheit herstellen“, so Neumaier.

Landkreis Erding verschärft Jagd auf Müllsünder (merkur.de)