Erding: Umweltsündern auf der Spur

Erding: Umweltsündern auf der Spur – Erding – SZ.de (sueddeutsche.de)

Vom Sofa bis zum vollen Farbeimer: Immer wieder wird vor Sammelcontainern allerhand Unrat abgeladen. Die Detektei von Walter Fortmühler nimmt im Auftrag des Landkreises die Plätze ins Visier. Wie sieht eigentlich die Arbeit eines Mülldetektivs aus?

Von Regina Bluhme, Erding

Wenn Walter Fortmühler gefragt wird, was er denn beruflich so macht, dann antwortet er oft: „Ich bin Mülldetektiv“. Der Inhaber der Detektei Walter Fortmühler e.K. mit Sitz in München übernimmt nicht nur für Privatleute und die Wirtschaft Observationen im In- und Ausland. Ein wichtiges Standbein ist auch das Aufspüren von Müllsündern im Auftrag von Landkreisen und Kommunen. Seit 2021 nehmen Fortmühler und sein Team die Sammelstellen im Landkreis Erding regelmäßig unter die Lupe. Und er hat gut zu tun. Leider.

Für einen Mülldetektiv gilt der Grundsatz jeder Detektivarbeit: genau beobachten, prüfen und Beweise sichern. Wenn Walter Fortmühler sieht, wie jemand einen offensichtlich ungewöhnlich schweren Sack zum Container schleppt, wird der Detektiv misstrauisch. Sobald der potenzielle Müllsünder verschwunden ist, nimmt der Mülldetektiv den abgelegten Abfall ins Visier und hält bei einem Verstoß den Fund mit der Kamera fest. Oft aber ist vom Verursacher nichts mehr zu sehen, sondern nur noch der illegal abgelagerte Müll. Dann versucht der Mülldetektiv, anhand von entsorgten Adressaufklebern die Person zu ermitteln.

Die Fotos, die bei Verstößen von Autokennzeichen oder den Müllsündern gemacht werden, sowie die Aufnahmen des Funds, sogenannte „gerichtssichere Nachweise“, werden ans Landratsamt Erding übermittelt, „auf einem sicheren Kanal“, so Fortmühler. „Im Anschluss löschen wir die Aufnahmen.“ Wie es für den ertappten Müllsünder weitergeht, erfahre die Detektei nicht.

Erstaunlich sei, wie viele Müllsünder es doch immer noch gebe, sagt Fortmühler. „Manchmal sieht es wirklich schlimm aus, grauslich“. Ganze Wohnzimmereinrichtungen werden entsorgt und einmal – allerdings in einem anderen Landkreis – wurden blaue Säcke voller Heizöl an einer Sammelstelle entdeckt. Einen besonderen Hotspot könne er im Landkreis Erding nicht benennen, sagt Fortmühler. Manchmal tue sich während der Observation nichts, dann gehe es wieder Schlag auf Schlag. Wie zum Beispiel vergangenen Sonntag, da habe er einige erwischt, die anscheinend, trotz der Hinweisschilder, nicht wussten, dass sonntags der Einwurf verboten ist.

„Ermitteln hat mir schon immer Spaß gemacht“, sagt Walter Fortmühler. 1994 hat er sich mit seiner Detektei selbständig gemacht. Zuvor war er bei den Feldjägern, die innerhalb der Bundeswehr Straftaten ermitteln, „ich war sozusagen bei der Militärpolizei“. Ein gewisses „Jagdfieber“, das brauche man auch als Mülldetektiv, weiß Fortmühler.

Der Vertrag mit dem Landkreis Erding umfasst 300 Stunden im Jahr, das sind etwa sechs Stunden im Monat. Kürzlich hat der Umweltausschuss des Kreistags in Erding beschlossen, dass das Pensum künftig auf neun Stunden pro Woche erhöht werden soll. Fortmühler ermittelt Müllsünder auch im Landkreis Fürstenfeldbruck und in den Kommunen Vaterstetten und Poing.

Der Umweltausschuss hat jüngst beschlossen, die Gebühren zu erhöhen

Wie kürzlich im Umweltausschuss zu erfahren war, wurde im vergangenen Jahr in 408 Fällen ein sogenanntes Ordnungswidrigkeitsverfahren eröffnet. Dabei handelte es sich überwiegend um Verstöße gegen die Einwurfzeiten (279 Fälle) sowie um Fehlwürfe in die Container und Ablagerungen neben den Containern (28 Fälle). Insgesamt spülten die Verwarnungs- und Bußgelder rund 4000 Euro in die Kasse des Landratsamts.

Die Ordnungswidrigkeiten werden je nach Einzelfall mit einer einfachen Verwarnung, einem Verwarnungsgeld bis zu 55 Euro oder einem Bußgeld geahndet. Der Umweltausschuss hat nun beschlossen, die Gebühren zu erhöhen. Die illegale Entsorgung von Elektrogeräten zum Beispiel wird künftig statt 35 Euro mit mindestens 80 Euro geahndet.

Walter Fortmühler hofft auf einen Lerneffekt bei dem einen oder der anderen. In seinem Unternehmen setzt der Mülldetektiv ebenfalls auf Umweltschutz. „Seit 2021 die erste Detektei in Deutschland mit CO₂-Ausgleich“, wirbt er auf seiner Homepage. „Man muss was machen und wir versuchen, so viel wie möglich zu machen“, erklärt Fortmühler. Das bedeute also, im Büro möglichst papierfrei zu arbeiten, mit Hybrid-Autos und Fahrradleasing unterwegs zu sein und ein Wasser-Hilfsprojekt in Indien zu unterstützen. Ursprünglich wollte er mit „100 Prozent klimaneutral“ für sein Unternehmen werben, aber 100 Prozent, das sei derzeit nicht zu schaffen, räumt Fortmühler ein. Nicht einmal für einen Mülldetektiv.